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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 22.11.2008


Francoiz Breut - A L`aveuglette
Silvy Pommerenke

Die Nouvelle Scène lässt grüßen: Französisches Lebensgefühl, das von Melancholie bis hin zur Leichtigkeit reicht und gekonnt den Spagat zwischen elektronischen Klängen und ...




...traditionellem Chanson beherrscht.

Françoiz Breut ist keine Unbekannte im Musikbusiness, obgleich sie hier in Deutschland wohl noch zu den Geheimtipps zählt, sind internationale Bands wie The Go-Betweens, Calexico oder The Walkabouts schon längst auf sie aufmerksam geworden. Das Patentrezept der 38-jährigen Sängerin und Songwriterin, die mit "A L`aveuglette" bereits ihr viertes Album vorlegt, sind oftmals zurückhaltende Töne, gekleidet in komplexe Arrangements, die in einer Mischung aus französischem Chanson, klassischem Gitarrenpop und elektronischen Anleihen dem Publikum eine ganz besondere Mixtur bieten. Das klingt alles sehr durchdacht, introvertiert, alternativ und ein wenig avantgardistisch, kurz, Nouvelle Chanson.

Vielen dürfte seit dem Kinofilm "Die fabelhafte Welt der Amélie" wohl ganz besonders ein Vertreter dieser Musikrichtung bekannt sein, der damals mit der Filmmusik international berühmt wurde: Yann Tiersen. Es überrascht denn auch nicht weiter, dass unter anderem er in der Vergangenheit für Françoiz Breut Songs schrieb. Mit ihrem neuen Album hat sie sich ein Stück weit von anderen Musikern emanzipiert, indem sie sämtliche Songtexte selbst schrieb und die Kompositionen nicht mehr unterschiedlichen Menschen übertragen hat, sondern alles in die Hände ihrer langjährigen Live-Band gelegt hat. Dadurch ist ein wunderbar stimmiges und eigenständiges Produkt herausgekommen, das dennoch Tex-Mex-Einflüsse von Bands wie Calexico oder Giant Sand durchscheinen lässt.

Anspieltipps: "Mouchoir de poche" wird wunderbar eingeleitet von einer gezupften Geige (oder sollte es sich um ein Banjo handeln?), bis dann der fragile Gesang von Breut einsetzt. Durchgehend bleibt das Zupfinstrument bestehen, wodurch der Song einen ganz eigentümlichen Charakter erhält. Dass die Französin auch für härtere Töne sorgen kann, beweist sie auf "Nébuleux bonhomme", wo sich kräftige E-Gitarren und satte Drums gegenseitig die Hand reichen. Eher elektronisch und sphärisch geht es auf dem Instrumentalstück "Golo" zu, während "Les jeunes pousses" stark an Yann Tiersen erinnert und in schnellem Tempo das bewährte Glockenspiel und Bläser zum Einsatz bringt.

Françoiz Breut im Netz: www.francoizbreut.be und auf MySpace

Weiterhören: Marianne Dissard und Carla Bruni

AVIVA-Tipp: Françoiz Breut hat ein sehr konzeptionelles und eindrucksvolles Nouvelle-Scène-Album produziert. Sie räumt auf mit süßlich-verträumtem Chanson und lässt stattdessen manches Mal die E-Gitarren sprechen ohne sich zu scheuen, das Ganze in Verbindung mit einem Glockenspiel oder anderen ungewöhnlichen Instrumenten zu bringen. Musik für Erwachsene!

Françoiz Breut
A L`aveuglette

Label: groove attack, November 2008


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Beitrag vom 22.11.2008

Silvy Pommerenke